Mehrtagestour auf die Zugspitze

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Mehrtagestour auf die Zugspitze by Bastian D.

Allgemeine Infos zur Tour

Für diesen Spätsommer/Herbst hatten mein Freund Björn, den ich von der Wanderführerausbildung kenne und ich eine gemeinsame Mehrtagestour geplant. In der Auswahl hatten wir den Malerweg in der Sächsischen Schweiz, eine Alpenüberquerung oder eine Hüttentour in den Alpen. Da wir jedoch beide aus dem Flachland stammen und wenig bis keine Erfahrung beim Bergwandern haben, sollte es dann schon eine geführte Tour sein. Nach ein wenig Stöbern im Netz entschieden wir uns für die viertägige Wandertour von Garmisch-Partenkirchen über das Kreuzeckhaus, die Reintalangerhütte und die Knorrhütte auf den Gipfel der Zugspitze von Alpinewelten. Im Vorfeld der Tour gab es per email nützliche Tipps zu Gepäck und Ausrüstung und die Teilnehmerdaten wurden innerhalb der Gruppe ebenfalls freigegeben, um sich für Fahrgemeinschaften absprechen zu können.

Tag 1 - Garmisch – Kreuzeckhaus

Treffpunkt am ersten Tag war um 9 Uhr morgens die Talstation der Alpspitzbahn in Garmisch. Hier fand sich eine bunt gemischte Gruppe aus acht Personen mit Bergführer Karlheinz zusammen und nach einer kurzen Begrüßungsrunde ging es auch schon auf den Weg in Richtung Hammersbach und Höllentalklamm.

An der Kapelle im Kreuzeckweg in Hammersbach biegen wir nach links ab und beginnen hier mit dem langsamen Anstieg zum Eingang der Höllentalklamm entlang des Hammersbaches.

Nach kurzer Zeit auf breiten Waldwegen und einigen Serpentinen erreichen wir schließlich die Höllentaleingangshütte, bei der man an einem Drehkreuz den Eintritt zur Höllentalklamm bezahlen muss. Dieser beträgt für Erwachsene 4 €, für Alpenvereinsmitglieder 1 €, war für unser allerdings Bestandteil der gebuchten Tour. Die Höllentalklamm hält im Anschluss das, was der Name verspricht. Weitgehend jedenfalls, nur die Temperaturen sind nicht gerade höllisch. Ansonsten ist es mal hell, mal dunkel, durchgehend nass, egal ob von oben oder unten, vor allem aber ist es sehr laut. Der Hammersbach legt sich in der Klamm mächtig ins Zeug, stürzt über mehrere Fälle und findet in der engen Klamm und den Höhlen optimale Verstärker.




Nach dem spektakulären Aufstieg durch die Klamm lädt an deren Ende das sich öffnende Tal zu einer kurzen Rast ein, nach der es stetig aufsteigend weiter zur neu aufgebauten Höllentalangerhütte auf 1387 Metern Höhe.

Hier wird sich ausgiebig gestärkt, denn nun folgt auf teils sehr schmalen Pfaden der Anstieg zum Hupfleitenjoch auf 1754 Metern, bei dem auch einzelne kürzere Passagen durch Stahlseile gesichert sind. Als Lohn für die Mühen winken die Aussichten hinab ins Tal und auf die umliegenden Ortschaften.

 

Vom Hupfleitenjoch aus ist es nun nicht mehr weit bis zum Etappenziel Kreuzeckhaus auf 1651 Metern, dass wir nach einem kurzen Abstieg erreichen.

Trotz der nahegelegenen Seilbahnstation sind wir allerdings froh, den Anstieg zu Fuß gemeistert zu haben und dank des von Karlheinz vorgegebenen moderaten Tempos sind auch alle weit entfernt von körperlichen Qualen. Zur positiven Überraschung aller sind wir hier in Zweibettzimmern untergebracht, die Duschen sind recht komfortable und das Abendessen gut und reichlich. Was auch für Bier und Kräuterschnäpse gilt.

Tag 2 - Kreuzeckhaus – Reintalangerhütte

Nach einer zu kurzen Nacht und einem kleinen Frühstück brechen wir zur kürzesten Tagesetappe unserer Tour auf. Wir verlassen das Kreuzeckhaus und folgen dem Bernardeinsteig in Richtung Tal. Hier bieten sich entlang der Abbruchkante zunächst wieder tolle Aussichten, ehe wir später in dichteren Wald gelangen.

Hier verläuft der Weg zunächst noch relativ eben, wird aber im späteren Verlauf der Tour immer steiler, bis wir schließlich zur schön gelegenen Bockhütte auf 1052 Metern gelangen und unseren teils doch mühevollen Abstieg von ca. 600 Höhenmetern hinter uns haben.


Bei einer kurzen Brotzeit in der Sonne am Rande der Partnach werden schließlich neue Kräfte getankt, ehe der moderate Anstieg entlang des Flusses zur Reintalangerhütte in Angriff genommen wird. Dieser führt zunächst durch ein Waldstück, ehe die Bäume vereinzelten Büschen weichen, wir aus der Ferne den 80 Meter hohen Partnachwasserfall sehen und hören, und bereits am frühen Nachmittag unser Tagesziel erreichen.

In der Reintalangerhütte sind wir in Vierbettzimmern untergebracht, generell ist hier alles ein wenig enger und „gemütlicher“, zudem ist die Hütte fast komplett belegt. Das nahende Saisonende und die Wettervorhersage hat offenbar einige Kurzentschlossene in die Berge getrieben, außerdem ist eine große Gruppe von Schülerinnen aus Schweinfurt auf dem Weg zur Zugspitze, um Spenden für Flüchtlinge zu sammeln. Auch hier gibt es ein üppiges Abendessen, ehe zum Ausgleich des Flüssigkeitshaushalts zu großen Krügen und kleinen Gläschen gegriffen wird.

Tag 3 - Reintalangerhütte – Knorrhütte – Zugspitze – Knorrhütte

Nach einer kurzen, aber trotz der voll besetzten Hütte überraschend ruhigen Nacht, werden wir am Morgen um 6:30 Uhr mit dem traditionellen Reintalanger-Weckruf aus den Betten gescheucht. Wobei es doch eher ein sanftes Aufwecken ist und kein brachialer Weckruf. Aber wie auch immer, echt eine klasse Idee.

Nach der Stärkung beim Frühstück starten wir dann im Morgengrauen unseren Marsch zu Deutschlands höchstem Gipfel. Die ersten Minuten verläuft unser Weg noch eben, allerdings rückt das unvermeidliche mit jedem Schritt näher. Und scheint auch mit jedem Schritt steiler zu werden. Und natürlich kann man auf dem Pfad im Hang auch schon einige vor uns gestartete Wanderer erkennen.

Und vermutlich stellte ich mir hier nicht als einziger innerlich die Frage, warum ich mir das antue… auch wenn Karlheinz am Vorabend meinte, dass wir aufgrund der Schneelage und des vorhergesagten Nebels vermutlich nicht den ganzen Aufstieg bewältigen würden, sondern ab dem Sonnalpin auf dem Zugspitzplatt mit der Seilbahn nach oben fahren. Und bereits während des Anstiegs zur Knorrhütte zieht dann in der Tat der Nebel auf, in einer Geschwindigkeit, die den Flachlandtiroler in mir doch ein wenig beeindruckt. Wo man eben noch eine tolle Aussicht ins hinter einem liegende Reintal hatte, ist nun eine graue Wand.

 

Und vor einem sieht es nicht viel anders aus. Umso erfreuter sind wir, als wir nach knapp über zwei Stunden die Knorrhütte vor uns auftauchen sehen.

Hier machen wir eine kurze Pause, um uns für den weiteren Anstieg zu stärken und den Rucksack ein wenig zu erleichtern. Da wir später wieder zurückkehren und auf der Knorrhütte übernachten werden, brauchen wir auch nur das nötigste mitzunehmen. Die Knorrhütte war an diesem Tag auch in etwa die Schneegrenze, was zusammen mit dem Nebel ein eigenartiges Bild abgibt. Die Sonnenbrille dämpft die Eindrücke zwar auf angenehme Art, aber da es nun steiler geworden ist und ich am Schwitzen, bzw. meine Kleidung am abdampfen ist, beschlägt die Brille sehr schnell und erweist sich doch als unnütz. Allerdings dauert der Aufstieg zum Zugspitzplatt auch nicht mehr allzu lang, dafür ist der Nebel hier noch einmal dichter geworden.


Wie schon am Vorabend besprochen nehmen wir ab hier die Seilbahn, und schummeln uns zum Gipfel. Allerdings mit einem solch schlechten Gewissen, dass niemand aus der Gruppe zum Gipfelkreuz spaziert. Stattdessen genießen wir lieber auf den Bänken vor dem Münchner Haus die Sonne, die uns hier oben nach dem etwas schattigen Anstieg überrascht hat. Den Blick ins Tal versperren zwar die Wolken, aber dafür ist der Blick auf eben diese und die vereinzelt herausstechenden Berge auch ein tolles Erlebnis.


Leider ruft viel zu schnell wieder die Pflicht und damit auch unsere Fahrt zum Sonnalpin, von wo aus wir dann wieder zu Fuß bis zur Knorrhütte absteigen und den Abend mit regionalen Köstlichkeiten aus Fass und Flaschen ausklingen lassen. Was wir uns nach der Königsetappe auch redlich verdient hatten. 

Tag 4 - Knorrhütte – Ehrwald

Am letzten Morgen fehlt leider die liebevolle Aufwachmusik, dafür hat sich aber wenigstens der Nebel gehalten. Wir brechen nach dem Frühstück auf, um über den Plattensteig in Richtung Gatterl, den Deutsch-Österreichischen Grenzübergang zu laufen. Zunächst ist der Weg leicht begehbar, allerdings hat er auch ein paar tückische Stellen, wo wir nochmal ins Kraxeln kommen.

Kurz vor dem Gatterl sehen wir schließlich auch unsere erste Gams auf unserer Tour, ehe es über die Grenze nach Österreich geht.

Unmittelbar hinter der Grenze wartet dann eine letzte, durch ein Stahlseil gesicherte Kletterpassage auf uns, ehe wir uns langsam von der alpinen Steinwüste ins Grasland begeben. Hier sind die Wege durch die jüngsten Niederschläge schön matschig und es baut sich eine tolle Geräuschkulisse aus im Schlamm schmatzenden Schuhen auf, ehe es vorbei an einer grasenden Gamsherde zur Ehrwalder Alm und schließlich nach Ehrwald hinab geht.


In Ehrwald bleibt während des Wartens auf unser Shuttle noch die Zeit für ein Gruppenfoto, ehe es per Taxi zurück nach Garmisch geht und die Zugspitztour nach vier schönen, aber auch anstrengenden Tagen vorüber ist.

Eine schöne Tour mit einer netten Truppe, vom Nebel abgesehen tollem Wanderwetter mit angenehmen Temperaturen, perfekter Organisation von Alpinewelten und einem sehr guten Bergführer Karlheinz, der uns jederzeit im Blick hatte und versuchte, nach Möglichkeit sämtliche Extrawürste für uns zugänglich zu machen. Empfehlens- und wiederholenswert, dann allerdings auf einer anderen Route. Vielleicht wird es dann doch noch die Alpenüberquerung.

Weitere Informationen

  • Route Aufstieg: Siehe Tourenbeschreibung
  • Route Abstieg: Siehe Tourenbeschreibung
  • Dauer für Aufstieg: 6,5 Stunden
  • Dauer für Abstieg: 6,5 Stunden
  • Ziel Höhe / Gipfel: 2962 m
  • Höhenmeter: ca. 2500 m
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Empfohlende Wandermonate: Mai - Oktober
  • Klettersteig: A - wenig schwierig
  • Sehenswürdigkeiten: Siehe Tourenbeschreibung
  • Einkehrmöglichkeit: Siehe Tourenbeschreibung
  • Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
  • Trittsicherheit: erforderlich
  • Schwindelfrei: erforderlich
  • Wanderkarte: KEINE
  • Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
  • Hinweis:

    Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.

Bastian D.

Ich komme aus dem schönen Hunsrück und bin hauptsächlich auf den hier nur so aus dem Boden schießenden Wanderwegen unterwegs. Immer mit dabei ist mein Hund Kenny, der mich ohne Rücksicht auf das Wetter oder meine Tagesform nach draußen treibt.Außerdem bin ich zertifizierter Wanderführer und biete (nicht nur) für Gäste unserer Ferienwohnung Dickbaums geführte Wanderungen an. Ich hoffe meine Touren- und Testberichte sind hilfreich und würde mich freuen, Leser von wandersuechtig.de als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.

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