Zwei Prinzessinnen erobern die Alpen
geschrieben von KayAnfang August diesen Jahres wollten mein Kumpel Alex und ich unsere alljährliche "Männertour" in den Alpen mit Hüttenübernachtung und unseren Söhnen machen. Da mein Bub krankheitsbedingt ausgefallen ist, haben wir überlegt was wir tun. Kurzerhand haben wir unsere Mädels gefragt und die waren vom Projekt "Prinzessinnen in den Bergen" sofort begeistert. Eine der jungen Damen ist 5 Jahre alt, die andere ist erst 4 Jahre geworden. Die Bergregion rund um die Rotwand kennen Alex und ich sehr gut und wir wussten, was wir den Mädels zutrauen konnten. Sonntag früh 5.30 Uhr klingelte der Wecker und die Mädels waren nicht mehr zu bändigen. Unser genialer Papa-Plan, dass die Mädels im Auto nochmal schlafen, hat natürlich nicht ansatzweise funktioniert. Egal !!! Nach einem richtigen Prinzessinnenfrühstück (Kaba mit Schokohörnchen) ging es ganz entspannt zum Spitzingsee. Dort wurde erstmal der schöne Spielplatz und der klare See erkundet. Gegen 11.30 Uhr ging es dann mit der Taubensteinbahn berauf. Das erste mal Gondel fahren... toll.
Jetzt musste noch die richtige Gondel gefunden werden. Einfarbig durfte sie natürlich nicht sein. Das geht ja gar nicht!!! Die Mädels konnten sich dann doch auf das Modell "Bayern" einigen.
Wie eine fliegende Kutsche, die einem auf den Berg trägt... Die alten Gondeln der Taubensteinbahn haben noch einen gewissen Bergcharme. Den jungen Damen hat es total gefallen.
Oben versuchten wir den Mädels auf einer Karte unser Vorhaben visuell vorstellen. Viel gebracht hat es nicht, denn der Spielplatz direkt an der Bergstation hatte wohl eine größere Anziehungskraft auf sie als zwei alte Deppen, die auf eine Karte starren.
Ich habe unsere zwei-Tagestour auf der unteren Karte eingezeichnet. Rot war Tag 1 und Gelb Tag 2 Tag 1: Von der Bergstation Taubensteinbahn ging es auf den Taubenstein (1692 m), weiter zur Rotwand (1884 m) und zum Rotwandhaus. Tag 2: Vom Rotwandhaus unterhalb der Nebelwand entlang und über den Miesingsattel zum Taubensteinhaus bzw. dann zur Taubensteinbahn zurück.
Tag 1:
Die Besteigung des Taubenstein geht mit kleinen Kindern allerdings nur mit einer eins-zu-eins-Betreuung, da Kletterpassagen und steile Felskanten vorhanden sind. Es ist der schwierigste und gefährlichste Teil der Route und erfordert eine ständige Überwachung und Disziplin der Kinder. Das Teilstück ist für die Route zum Rotwandhaus allerdings nicht notwendig. Man kann den Taubenstein auch auslassen und direkt zur Rotwand gehen. Der weitere Weg zur Rotwand ist ein gut angelegter Wanderweg. Nach unserem Abstieg vom Taubenstein ging es weiter über den SB 4 unterhalb des Lempersberges zur Rotwand (1884 m) bzw. dem Rotwandhaus.
Wir haben immer wieder Pausen eingelegt und unsere Schoko und Keksreserven geplündert. Die Stimmung war super.
Die Aussicht und das Wetter waren einfach genial. Den Mädels hat es sehr gefallen und sie haben sich jeden Höhenmeter tapfer erkämpft.
Was für Erwachsene nur ein Schritt ist, ist für Kinder oft eine Herausforderung.
Die Rotwand, den höchsten Punkt der Tour mit 1884 m, hatten wir eigentlich nur als optionales Tagesziel. Je nach Stimmung und Leistungsstand der Mädels. Die haben das allerdings bisher so gut gemacht, dass wir uns doch für den Gipfel entschieden haben. Auf dem letzten Teilstück kann man das Rotwandhaus schon gut sehen. Wir hofften, dass die Damen auf den letzten Metern nicht doch noch die Lust verlieren würden und wir ohne Gipfel absteigen müssten.
Nein... sie sind tapfer den ganzen Berg hochgewandert und haben sich das erste Gipfelerlebnis in ihrem Leben gesichert. Es war ein tolles Gefühl für unsere Prinzessinnen. Die ganze Zeit gelaufen und dann endlich kommt man oben an... Ihr könnt euch sicher vorstellen, wir waren die stolzesten Papas der ganzen Alpen!!!
Jetzt hieß es Aussicht genießen, Brotzeit machen und etwas trinken...ach ja und wieder Schoko und Kekse naschen.
Nun ging es bergab zum Rotwandhaus. Zimmer beziehen und den Abend genießen. Hier mussten wir feststellen, dass die vorhandene Restenergie der Damen höher war, als die der Papas. Ein wunderschöner Tag war das.
Die Rotwand liegt im Mangfallgebirge und ist das perfekte alpine Wandergebiet für kleinere Kinder. Ein sehr gut ausgebautes Wegenetz, relativ kurze Distanzen gepaart mit toller Berg- und Fernsicht machen einen Ausflug in das Gebiet unvergesslich.
Tag 2:
Nach einer entspannten Nacht und einem kleinen Frühstück ging es weiter. Nachdem uns Tag 1 über die Südseite der Rotwand geführt hat, wollten wir am Tag 2 über die Nordseite zurück zur Taubensteinbahn laufen.
Gleich zu Beginn müssen die kleinen Kinderbeinchen ganz schön klettern. Aber alles sicher und problemlos machbar.
Zum Abschied präsentierte sich das Rotwandhaus nochmal vor der überwältigenden Bergkulisse in der schönen Morgensonne.
Wir gingen den kleinen Pfad unterhalb der Nebelwand entlang um auf dem Miesingsattel zu gelangen. Große Felsbrocken und die Vegetation machten wie Querung für die Mädchen anstrengend. Dazu kam noch die Belastung des Vortages. Wir versuchten Ablenkung durch Geschichten und Kinderlieder herbeizuführen. Wir legten auch immer wieder kurze Pausen ein und schon bald haben wir das Teilstück problemlos überwunden. Wir sahen auch einige Murmeltiere, was die Kinder natürlich besonders erfreute.
Viele Pausen, der letzte Rest Schoko und geschnittener Apfel hielt die Motivation der Töchter oben.
Das Ziel so nah und doch so fern. Mit kleinen Kindern muss man gut das doppelte der angegebenen Zeit einrechnen.
Zum Miesingsattel ging es dann doch auf Papas Schultern weiter. Ein bisschen Entspannung hat sich die kleine Prinzessin nach der gezeigten Leistung schon verdient. Aber ganz ehrlich, ich würde sie auch bis ans Ende der Welt tragen wenn sie das wünscht :-)
Einige Zeit später sah man In der Ferne nun schon das Taubensteinhaus. Das setzte neue Energie frei und wir ging zielstrebig zum "die-Papas-haben-uns-ein-Eis-versprochen-Haus". Auf der Strecke sahen wir immer wieder Murmeltiere und Kühe. Die Sonne schien durch einen dünnen Wolkenschleier hindurch und die Aussicht war ein Traum. Der Tag konnte nicht besser sein.
Nach einer längeren Pause und dem versprochenem Eis am Taubensteinhaus ging es noch ein kurzes Stück zur Taubensteinbahn, um damit wieder zur Talstation zu "fliegen".
Hier endete die erste Bergtour für unsere tapferen Prinzessinnen. Es waren zwei wunderschöne Tage, die ich nie vergessen werde. Wir sind sehr stolz auf unsere Mädels und freuen uns auf noch viele weitere Touren mit ihnen.
Kosten für uns 4: Gondel (hoch und runter) 40 Euro, Übernachtung 50 Euro, Essen & Trinken (Abendessen und Frühstück in der Hütte) 120 Euro
Weitere Informationen
- Route Aufstieg: Taubensteinbahn-Taubenstein-Rotwand-Rotwandhaus
- Route Abstieg: Rotwandhaus-Miesingsattel-Traubensteinhaus-Taubensteinbahn
- Dauer für Aufstieg: 4 Stunden
- Dauer für Abstieg: 4 Stunden
- Ziel Höhe / Gipfel: 1884
- Höhenmeter: 300
- Schwierigkeitsgrad: sehr leicht
- Empfohlende Wandermonate: Mai - Oktober
- Klettersteig: nein
- Sehenswürdigkeiten: Alpenpanorama pur
- Einkehrmöglichkeit: Rotwandhaus, Taubensteinhaus
- Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
- Trittsicherheit: erforderlich
- Schwindelfrei: erforderlich
- Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
-
Hinweis:
Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.
Kay
Ich liebe es in der Natur unterwegs zu sein, neige zu einer ausgeprägten Abenteuerlust und eigne mir gerne Überlebenstechniken an. Ich hoffe meine Touren- und Testberichte gefallen Euch.