Hessen – Naturpark Kellerwald-Edersee – Urwaldsteig (Etappe 1)
geschrieben von Bastian D.Allgemeine Informationen
Der 68 Kilometer lange Urwaldsteig führt auf zumeist auf schmalen Pfad rund um die in Nordhessen gelegene Edertalsperre durch den Naturpark Kellerwald-Edersee und den gleichnamigen Nationalpark auf der Südseite des Sees. Auf Einladung der Edersee Touristic GmbH haben wir insgesamt vier Tage hier verbracht, untergebracht bei der sehr hilfsbereiten Familie Andree im sehr schön am nord-östlichen Ufer gelegenen Seehotel Andree in Waldeck-West, wo wir uns am reichhaltigen Frühstücksbuffet für die täglichen Touren stärken und bei den großen abendlichen Portionen die Akkus wieder aufladen konnten, wozu auch die ruhige, gemütliche Atmosphäre einen großen Teil beitrug. Von hier aus haben wir den Urwaldsteig auf drei Rundtouren auf seiner gesamten Länge erkundet, wobei die kleinen Personenfähren zwischen Asel und Asel-Süd sowie Scheid und Rehbach in die Gestaltung der drei Rundwege eingebunden sind. Hierzu sind entsprechend auch immer Zuwegungen von den Fähren zurück auf den Urwaldsteig zu bewältigen, die teilweise noch nicht beschildert sind, während der Urwaldsteig selbst durchgehend vorbildlich mit der in weiß gehaltenen Buchstabenkombination UE in einem blauen Kreis markiert ist.
Die Beschilderung wird in naher Zukunft in Angriff genommen, wenn für die geplante Zertifizierung zur Qualitätsregion Wanderbares Deutschland das Beschilderungssystem generell überarbeitet werden muss.
Tourenbeschreibung
Unsere erste Tour auf dem Urwaldsteig beginnt am Nationalparkbahnhof in Vöhl-Herzhausen am Westufer des Edersees. Von hier aus starten wir in Richtung Herzhausen entlang der Eder, laufen unter der B252 hindurch und anschließend über die Uferpromenade von Herzhausen.
Hier erklären zahlreiche Infotafeln und Hinweisschilder die Pflanzen- und Tierwelt und geben Auskunft über den Verlauf der zahlreichen Wanderwege.
An einem großen Parkplatz für Wanderer und Radfahrer verlassen wir den asphaltierten Uferweg und folgen einem ansteigenden Feldweg vorbei an Wiesen und Weiden in ein erstes Waldstück, dass uns mit einigen mächtigen Eichen und Buchen einen Vorgeschmack auf das gibt, was uns auf den kommenden 66 Kilometern zumeist erwartet.
Schon bald geht es aber wieder abwärts zurück auf den Uferweg, wo auch eine kleine Hütte, das Jugend- und Naturcamp Am Hochstein, zum Verweilen einlädt, aber wir sind ja gerade erst gestartet und verzichten auf eine Einkehr und tauchen in den angrenzenden Wald ein.
Vorbei an felsigen, mit knorrigen Eichen bewachsenen Hängen geht es durch den dichten Wald, der an diesem warmen Tag willkommenen Schatten für die zahlreichen Mountainbiker und Wanderer spendet. Nur das Wasser ist trotz der unmittelbaren Nähe des Sees knapp, weshalb wir nach guten 5 Kilometern eine kleine Rast für Kenny einlegen.
Frisch gestärkt geht es dann weiter, schon bald erreichen wir einen Wegweiser, auf dem auf den ersten Blick der Ort Asel mit 1,7 Kilometer Entfernung angegeben ist. Und so machen wir uns dann auf den weiteren Weg in Richtung der Fähre, die uns in Asel auf die Südseite des Edersees bringen soll. Kurz darauf stellt sich eine leichte Irritation ein, als die Beschilderung nochmal vom Uferhang des Sees wegführt und wir über schmale Pfade im Wald weitergeleitet werden. Hier sind wir nun auch alleine unterwegs, nachdem das vor uns wandernde Pärchen weiter dem Weg im Uferhang folgt. Nachdem wir eine bestens gesicherte und beschilderte Umleitung über einen wohl schon länger vergangenen Erdrutsch nehmen, ergeben sich auch erstmals Ausblicke durch den dichten Wald auf den Edersee.
Allerdings werde ich nun langsam nervös, denn für die ausgeschilderten 1,7 Kilometer bin ich nun schon verdächtig lange unterwegs. Da aber noch immer das Urwaldsteig-Logo in schöner Regelmäßigkeit auf Wegweisern und Bäumen auftaucht, können wir ja nicht falsch gelaufen sein. Sind wir denn so gemütlich unterwegs? Ich höre zwar den Trubel am Seeufer, kann an Abzweigungen auch die nahgelegene Straße sehen, aber entscheide mich doch dafür, weiter der Beschilderung zu folgen, frage aber eine Gruppe Mountainbiker, ob ich nicht bald in Asel bin. Diese erklären mir, dass die ersten Ausläufer des Ortes schon nach der nächsten Wegbiegung liegen. Und tatsächlich, hier erreichen wir das Seminarzentrum Zum Weinberg, wo sich auch ein Seniorenheim befindet. Von hier aus erreichen wir bald die Straße Zur Aselbucht, die zwischen den Orten Asel und Vöhl verläuft. Mit Blick auf die Wanderkarte verlassen wir hier den nach links abbiegenden Urwaldsteig und folgen der Straße in Richtung Fähre. Hier treffen wir bald auf Inka und Mark, das Pärchen, das im Wald geradeaus lief, als wir links abbogen, die uns aus Richtung Fähre entgegen kommen. Die beiden fragen mich nach dem Weg zur Fähre und lassen sich mit Blick auf die Karte überzeugen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Im Gespräch stellt sich dann heraus, dass die beiden die gleiche Tour wie Kenny und ich laufen wollen und so beschließen wir, den restlichen Weg gemeinsam in Angriff zu nehmen. Beim Austausch über die unterschiedliche Wegewahl stellt sich heraus, dass die beiden im Wald so ins Gespräch vertieft waren, dass sie die Abzweigung verpasst haben, später aber umkehrten und so wieder auf den Urwaldsteig gefunden haben. Den Vorsprung auf uns hatten sie dann dadurch, dass sie eine der Abzweigungen zur Straße hin genommen und so abgekürzt haben. Als ich erzähle das ich angesichts der Angabe „Asel 1,7 Kilometer“ nach einiger Zeit doch verunsichert war, müssen die beiden lachen. Inka hatte das Schild genau so gesehen wie ich, während Mark steif und fest behauptete, dort würde 4,7 Kilometer stehen. Maximaler Zoom ins geschossene Foto zeigt: Mark hat wohl die besseren Augen, der Querstrich in der 4 ist doch etwas verwittert und nur bei ganz genauem Hinschauen erkennbar. Bald ist dann die Fähre erreicht, an der Straße ist ein kleiner Aussichtspunkt, an dem auch die Glocke steht, mit der man den Fährmann auf sich aufmerksam macht. Und da die Fähre gerade in Richtung Südufer abgelegt hat, machen wir so auch auf uns aufmerksam, damit wir bald wieder abgeholt werden.
Nach Entrichtung des Fahrpreises (3,50 € für mich, 1 € für Kenny) folgt die kurze Überfahrt auf dem knatternden Dieselboot und am Südufer dann erstmal eine Einkehr im Gasthaus des hier liegenden Campingplatzes.
Aufgrund des guten Wetters am Sonntag ist hier einiges los und so dauert der Stopp deutlich länger als geplant. Als wir wieder aufbrechen folgen wir dem Wiesenweg vorbei am Rezeptionsgebäude bergauf und erreichen bald die Nationalparkgrenze, an der wir auch wieder auf den Urwaldsteig treffen, dem wir nun wieder in Richtung Nationalparkzentrum / Herzhausen folgen.
Im Nationalpark folgt der Urwaldsteig einem schmalen Pfad, der uns zunächst etwas steiler bergauf führt. Hin und wieder liegen hier einzelne Baumstämme über den Weg, größere Hindernisse stellen sie aber nicht dar.
So erreichen wir bald das Wegekreuz an der Wannewiese, an dem wir uns entschließen von hier aus dem mit einem roten Wanderstiefel markierten Brückengrundsteig in Richtung Kirchlotheim.
Die Hinweistafel warnt davor, den Steig durch den Fichtenwald bei Unwetter oder Sturm zu nutzen, da hier viele durch Borkenkäfer geschädigte Bäume stehen, die jederzeit umfallen können. Dafür aber bietet der schmale Pfad hier einige Einblicke in die natürliche Regeneration des Waldes.
Bald erreichen wir jedoch wieder den Urwaldsteig oberhalb von Kirchlotheim und folgen ihm über freies Feld, vorbei an der kleinen Ortschaft und dem in unmittelbarer Nähe gelegenen, aber leider schon geschlossenen Nationalparkzentrum.
Hier trennt sich dann auch unser Weg von dem unserer Mitwanderer. Inga und Mark laufen weiter in Richtung Herzhausen, wo ihr Auto steht, während Kenny und ich noch einmal kurz in den Wald eintauchen, ehe uns der Urwaldsteig wieder zum Nationalparkbahnhof führt, von wo aus wir mit dem Auto zurück zum Seehotel Andree fahren.
Weitere Informationen
- Route Aufstieg: siehe Artikel
- Route Abstieg: siehe Artikel
- Dauer für Aufstieg: 1 Stunde
- Dauer für Abstieg: 1 Stunde
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Empfohlende Wandermonate: April - Oktober
- Klettersteig: nein
- Sehenswürdigkeiten: Nationalparkzentrum Kellerwald-Edersee, bei Niedrigwasser Fußgängerbrücke Asel, Brückengrundsteig, Eichenwälder auf der Nordseite, Buchenwälder im Nationalpark auf der Südseite des Sees
- Einkehrmöglichkeit: Gaststätte im Nationalparkzentrum, verschiedene Gasthäuser in Herzhausen, Jugend- und Naturcamp Am Hochstein, Gaststätte auf dem Campingplatz Asel-Süd
- Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
- Trittsicherheit: nicht erforderlich
- Schwindelfrei: nicht erforderlich
- Wanderkarte: Wanderabenteuer Urwaldsteig Edersee (Touristinfo)
- Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
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Hinweis:
Auch wenn der Edersee fast durchgehend in Sichtweite ist, ist er abgesehen von den beiden Fähranleger nicht zu erreichen. Für Hunde daher unbedingt Wasser mitnehmen. Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.
Bastian D.
Ich komme aus dem schönen Hunsrück und bin hauptsächlich auf den hier nur so aus dem Boden schießenden Wanderwegen unterwegs. Immer mit dabei ist mein Hund Kenny, der mich ohne Rücksicht auf das Wetter oder meine Tagesform nach draußen treibt.Außerdem bin ich zertifizierter Wanderführer und biete (nicht nur) für Gäste unserer Ferienwohnung Dickbaums geführte Wanderungen an. Ich hoffe meine Touren- und Testberichte sind hilfreich und würde mich freuen, Leser von wandersuechtig.de als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.