Bayern - Berchtesgadener Alpen - Watzmannüberquerung
geschrieben von Manuel A.Allgemeine Information
Der Watzmann in den Berchtesgadener Alpen ist das Wahrzeichen des Berchtesgadener Landes und wohl jedem ein Begriff. Imposant thront der Berg über dem Talkessel. Nicht nur seine Höhe von 2.713 Metern, sondern vor allem seine außergewöhnliche Form machen ihn so berühmt. In Bergsteigerkreisen darf die Überschreitung in keinem Tourenbuch fehlen. Nachdem der Watzmann auch seit langer Zeit auf unserer To-Do-Liste stand, der Sommer aber durch Hochtouren zeitlich keinen Platz mehr bot, entschlossen wir uns Mitte Dezember zur Watzmann-Überschreitung. Die Wettervorhersage versprach sonniges Wetter und Temperaturen um die -10° C. Für uns stand schnell fest, dass eine Überschreitung im Winter zumindest mehr Ruhe verspricht als im Sommer. So hofften wir den Staus und Menschenansammlungen am Grat auszukommen und zeitlich schnell voranzukommen.
Tourenbeschreibung
Nach ca. 3 Stunden Fahrt waren wir gegen 14 Uhr am Wanderparkplatz der Wimmbachbrücke und machten uns – nach einem letzten Materialcheck – auf den Weg. Da das Watzmannhaus schon geschlossen hatte & der Grat eingeschneit war, mussten wir, neben unserer Standardausrüstung, auch Gaskocher, Essen, Steigeisen, Seil und Sicherungsgeräte mitnehmen. Bereits nach kurzer Wegstrecke waren wir gefesselt vom wunderbaren Ausblick und der absoluten Ruhe. Da vor uns kaum Spuren zu sehen waren, hatten wir die Hoffnung den Berg komplett für uns alleine zu haben.
Der Aufstieg zum Winterraum des Watzmannhauses war unschwierig, landschaftlich aber sehr schön. Bereits nach weniger als 2 Stunden erreichten wir ein Plateau, auf dem die geschlossene Hütte und das kleine Nebengebäude stehen, indem sich der Winterraum befindet. Nachdem wir noch kurz die letzten hellen Minuten genossen, machten wir uns daran Schnee für unser Essen und das Trinkwasser des nächsten Tages zu schmelzen.
Die eigentliche Tour – die Überschreitung der Gipel Hocheck, Mittelspitze und Südspitze auf einem schmalen Grad begann für uns dann am Morgen um 5 Uhr. Da wir unbedingt den Sonnenaufgang am Hockeck erleben wollten, sputeten wir uns die knapp 700 Höhenmeter zügig hinter uns zu bringen. Der gut markierte Weg führt in Serpentinen in Richtung Hocheck. Neben etwas Geröll und Felsblöcken muss auch eine kurze Rinne durchstiegen werden, die aber gut Drahtseilversichert ist. Trotz des Schnees war der Weg in der Morgendämmerung gut zu finden & die Orientierung somit kein Problem. Kurz vor Erreichen des Hockeck‘s mussten wir dann – aufgrund des eisigen Untergrunds – unsere Steigeisen anlegen. Kurz vor Erreichen des Gipfels wird der Weg dann wieder flacher und in leichtem Gelände erreichten wir dann pünktlich zum Sonnenaufgang den Gipfel des Hockeck‘s. Unser zeitiger Start am Morgen wurde mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt – sicherlich einer der schönsten Bilder die man am 3. Advent haben kann.
Nachdem wir bei diesem grandiosen Ausblick eine kurze Pause eingelegt hatten, ging es dann mit Eispickel, Steigeisen und einem grandiosen Panorama weiter in Richtung Mittelspitze. Die Bedingungen an diesem Tag waren super. Der Grat hatte eine leichte, feste Schneeauflage und war teilweise bereits gespurt. Jeder Meter war geprägt von einem unglaublichen Ausblick, der jede Anstrengung und den kalt wehenden Wind sofort vergessen ließen. Hochkonzentriert ging es Meter für Meter am schmalen Grat weiter bis wir nach etwa 30 Minuten den Gipfel der Mittelspitze erreichten.
Nach einer weiteren kurzen Tee- und Müsliriegelpause hatten wir einen wunderbaren Blick auf den weiteren Gratverlauf zur Südspitze. Für den weiteren Weg nochmal kurz die Steigeisen nachgezogen und los geht’s!
Es stellte sich schnell heraus, dass wir unser mitgeschlepptes Kletterseil getrost im Rucksack lassen konnten. Wir hatten bombigen Halt im Schnee. Gut konzentriert kamen wir zügig Richtung Südspitze voran. Da am Horizont langsam Wolken aufzogen und wir auf jeden Fall noch bei schönem Wetter den etwas heikleren Abstieg von der Südspitze hinter uns bringen wollten, machten wir, trotz des Ausblicks, wenig Pausen.
Nach einem Eintrag ins Gipfelbuch und dem obligatorischen Abschlussfoto auf der Südspitze, war der schöne Teil der Tour dann auch schon mehr oder weniger vorbei. Der Abstieg von der Südspitze & Fußmarsch zurück zum Ausgangspunkt ist teilweise recht steil, rutschig und im Tal angekommen ziemlich lange.
Nach insgesamt 8 Stunden Gehzeit (davon ca. 4 Stunden von der Südspitze zurück zum Parkplatz), erreichten wir dann pünktlich zum einsetzenden Regen unser Auto. Zusammenfassend war das für uns eine absolute Traumtour und kann mit bestem Gewissen weiterempfohlen werden. Es sind jedoch Bergerfahrung, absolute Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit erforderlich! Da der Grat teilweise nur 30cm Breit ist, wird hier kein Fehler verziehen. Die Entscheidung die Überschreitung in den Wintermonaten zu machen, haben wir nicht bereut. Die Einsamkeit, Idylle & Ruhe haben die kalten Temperaturen und erschwerten Bedingungen locker wettgemacht.
Weitere Informationen
- Route Aufstieg: siehe Tourenbericht
- Route Abstieg: siehe Tourenbericht
- Dauer für Aufstieg: 5 Stunden
- Dauer für Abstieg: 6 Stunden
- Ziel Höhe / Gipfel: 2713m
- Höhenmeter: k.A.
- Schwierigkeitsgrad: schwer
- Empfohlende Wandermonate: Ganzjahres
- Klettersteig: C - schwierig
- Sehenswürdigkeiten: Watzmannkamm
- Einkehrmöglichkeit: Watzmannhaus
- Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
- Trittsicherheit: erforderlich
- Schwindelfrei: erforderlich
- Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
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Hinweis:
Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.