Wanderung auf dem Tscharser Waalweg

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Allgemeine Informationen

Um ihre Äcker, Felder und Wiesen in trockenen Zeiten zu bewässern, legten die Bauern in Südtirol schon vor Jahrhunderten sogenannte "Waale" (Bewässerungskanäle/-gräben) an. Das Wasser wurde aus den Bächen höher gelegener Täler abgeleitet - manchmal sogar von weit über der Waldgrenze. Je nach Gelände floss das Wasser in gegrabenen Erdkanälen, in Rinnen, die in den Fels geschlagen worden waren, oder in Holzrinnen ("Kandeln") bergab. Das Geklapper der von einem Wasserrad getriebenen Waalschelle zeigte dem diensthabenden "Waaler" den gleichmäßigen Wasserstrom an. Hatte sich Geäst oder anderer Unrat verfangen, musste der "Waaler" den Wasserlauf säubern und gegebenenfalls instandsetzen. Hierfür waren entlang der Waale gut begehbare Wege angelegt worden. Rund um Naturns (Vinschgau), einer der niederschlagärmsten Gegenden (jahresdurchschnittlicher Niederschlag von 500 mm – wie Sizilien) der Alpen, entwickelte sich so ein weites Netz an Waalwegen. Auf den Südhängen des Vinschgaus, dem sogenannten Sonnenberg, gibt es die größte Anzahl (225 Stück mit einer Länge von insgesamt 600 km) von Waalen. Der Begriff wurde vom lateinischen Wort „aquale“ abgeleitet. Heute sind diese wunderschönen alten Wege ohne allzu große Steigungen zu beliebten Wanderwegen geworden. Im Laufe des Oktobers wird das Wasser abgestellt, und im April/Mai werden die Waale wieder in Betrieb gesetzt. Wasser ist ein kostbares Gut für die Landwirtschaft. Heute wird die Bedeutung des natürlichen und lebensnotwendigen Wassers vielfach unterschätzt, obwohl die Vorkommen durch Bevölkerungswachstum und unsere achtlose Konsumgesellschaft immer seltener und knapper werden. Einer der schönsten Waalwege ist der Tscharser Schnalswaal –(als Wanderroute meist einfach Schnalswaal od. Tscharser Waalweg genannt), welcher mit elf Kilometern der zweit längste Waal Südtirols ist. Der Bau des Waales wurde 1517 fertig gestellt.

Tourenbeschreibung

Von Naturns aus fahren wir mit dem Linienbus bis zur Haltestelle Tschars (556 m), welche zugleich unseren Ausgangspunkt dieser Tour darstellt. Von hier aus wandern wir über ein kurzes Stück Straße leicht bergan in das kleine Dorf Tschars hinein.


Wir wandern in Richtung der Dorfkirche. Am Parkplatz, in der Ortsmitte gelegen, angekommen folgen wir hier der Wegmarkierung Nr. 1A (Schnalser Waalweg), einem steilen Teerweg hinauf zum Hof Valgof (728 m). An diesem Punkt angelangt, hat man bereits die meisten Höhenmeter der gesamten Tour zurückgelegt. Hier steigen wir in den Tscharser Waalweg (Wegmarkierung Nr. 3) ein.


Mit Erreichen des Waalweges wird es etwas gemütlicher, denn meist folgt man dem gut markierten archäologischen Wanderweg ostwärts (Sonnenhof) teils unter schattigen Laubbäumen, teils durch sonnige Trockenhänge, welcher fast eben verläuft. Auf dem Weg gibt es immer wieder Kleinigkeiten zu beobachten, wie beispielsweise ein Signalgeber, der bei Versiegen des Wasserlaufes aufhört eine Glocke zu schlagen bzw. einen ungleichen Wasserlauf anzeigen würde, kleinere Wasserfälle, etc.


Unterwegs gibt es desweiteren mehrere Ruhebänke und sogar einen kleinen Rastplatz mit Tischen für eine Pause


mit traumhaftem Ausblick in das Vinschgau.


Kurz vor Erreichen des Sonnenhofes verändert sich die Vegetation, denn der Waldweg passiert nun eine bemerkenswerte Steppenzone.


Mit Erreichen des Sonnenhofes (830 m) nimmt der Tscharser Waalweg sein Ende. Jetzt gilt es die letzten 100 Höhenmeter zum Schloss Juval (Sommerresidenz des Extrembergsteigers Reinhold Messner) über den Weg Nr. 1 A, ein etwas steileres Teilstück, zurückzulegen. Der Weg ist mit Steinen gut ausgelegt, allerdings könnten diese bei Nässe etwas rutschig sein.


Vom Schloss (927 m) aus hat man eine schöne Aussicht über das Vinschgau, sowie ein wenig in das Schnalstal, hinein. Die Burganlage, auf dem prähistorischen Platz, ist immer einen Ausflug wert. Die Innenhöfe mit Himalaja-Zedern und ein Dutzend Räume können besichtigt werden. Seit 1983 ist sie der Wohnsitz von Reinhold Messner, der mehrere Kunstsammlungen dort untergebracht hat: Umfangreiche Tibetika-Sammlung, Bergbildgalerie, Maskensammlung aus fünf Kontinenten. Auch Einblicke in private Wohnbereiche und den Expeditionskeller mit Original-Ausrüstung für Extremtouren werden gewährt. Nähere Informationen zum Schloss Juval unter www.messner-mountain-museum.it.


Anschließend steigen wir über den gleichen Weg (Nr. 1 A) wieder zum Sonnenhof hinab. Dann wandern wir über den Weg Nr. 1 bergab bis zum Einstieg in den Stabener Waalweg.


Nach kurzer Zeit verlassen wir diesen jedoch und steigen weiter in Richtung (Schnalser Hof) des Fahrweges ab,


welchen wir anschließend weiter bis zum Wanderparkplatz (Nähe Vinschger Bauernladen) folgen. Hier überqueren wir die Hauptstraße und wandern über einen kleinen Weg an der Etsch verlaufend nach Naturns (528 m) zurück,


wo wir den Tag am Naturnser Dorfcafe mit einem Veneziano gemütlich ausklingen lassen.


Weitere Informationen

  • Route Aufstieg: Bushaltestelle Tschars - Dorf Tschars - Wegmarkierung Nr. 1 A - Wegmarkierung Nr. 3 (Tscharser Waalweg) - Sonnenhof - Wegmarkierung Nr. 1 A - Schloss Juval
  • Route Abstieg: Schloss Juval - Wegmarkierung Nr. 1 A - Sonnenhof - Wegmarkierung Nr. 1 - Trampelpfad Ri. Schnalser Hof - Fahrweg - Wanderparkplatz - Naturns
  • Dauer für Aufstieg: 1,5 Stunden
  • Dauer für Abstieg: 1,5 Stunden
  • Ziel Höhe / Gipfel: 927 m
  • Höhenmeter: 371 m
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Empfohlende Wandermonate: Mai - Oktober
  • Klettersteig: nein
  • Sehenswürdigkeiten: Dorf Tschars, Waalweg, Sonnenhof, Schloss Juval
  • Einkehrmöglichkeit: Sonnenhof, Schlosswirt (etwas unterhalb Schloss Juval)
  • Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
  • Trittsicherheit: erforderlich
  • Schwindelfrei: nicht erforderlich
  • Wanderkarte: Kompass Nr. 51
  • Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
  • Hinweis:

    Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.

Sebastian

Was zunächst mit einer gewissen Skepsis begann, da es immer hieß Wandern ist etwas für ältere Leute, schlug ganz schnell in eine große Leidenschaft um und gipfelte letztendlich in einer Sucht. Mit meinen Berichten möchte ich euch helfen diese lebenslängliche Krankheit so gut wie möglich zu überstehen und die Symptome etwas zu lindern.

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