Notfallpatient - Deutscher Wald muss auf "Intensivstation"

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Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichte die Waldzustandserhebung 2020. Dieser Bericht macht deutlich, mit welchen Folgen des Kimawandels der Wald zu kämpfen hat.   

"Die Stürme, die Dürre, der massive Borkenkäferbefall und auch die vermehrten Waldbrände der vergangenen drei Jahren haben dem Wald in Deutschland massiv geschadet", schreibt hierzu das zuständige Bundesministerium.

Wie gesund ein Baum ist, sieht man u. a. auch an seiner Krone. Grundsätzlich gilt: je lichter die Krone, desto geschädigter der Baum. Der Waldzustandsbericht untersucht die sog. Kronenverlichtungen und kommt zu dem Ergebnis, dass alle untersuchten Bäume geschädigt sind - darunter Fichten, Buchen, Kiefern, Eichen, u. a. ! Im Vergleich geht es den Wäldern im mittel- und süddeutschen Raum schlechter als im Norden Deutschlands. Den schlechtesten Zustand haben die Wälder Thüringens. 

Ministerin Klöckner erklärte, dass noch nie so viele Erhebungsbäume abgestorben sind wie im Jahre 2020. Dieser sprunghafte Anstieg ergibt sich aus der Analyse von 10000 dauerhaft beobachteten Bäumen. Besonders stark betroffen sind die Fichten.

 Quelle: Waldzustandserhebung 2020

Der Waldzustandsbericht zeigt zudem auf, dass 4 von 5 Bäumen eine lichte Krone haben. Dies ist der schlechteste Wert seit Beginn der Auswertung im Jahre 1984. Hier sind die Buchen am stärksten betroffen, von denen 30 - 60 Prozent eine deutliche Kronenverlichtung aufweisen. Nur jede 10. Buche verfügt über eine komplett intakte Baumkrone. 

 

Insgesamt gehören die Ergebnisse des diesjährigen Berichts zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebung 1984. Die Landwirtschaftsministerin Klöckner erklärte, dass die Bundesregierung nun Waldbesitzer und Forstwirte finanziell unterstützen werde. Mit einer sog. Bundeswaldprämie sollen 500-700 Millionen Euro für private und kommunale Waldbesitzer bereitgestellt werden, die einen wirtschaftlichen Schaden erlitten haben. Die Betroffenen müssen als Voraussetzung jedoch ein sog. "Nachhaltigkeitszertifikat" bzgl. ihrer Waldbewirtschaftung vorzeigen. Zusätzlich zur Bundeswaldprämie sollen 800 Mio. Euro für den Waldumbau bereitgestellt werden, um diesen an den Klimawandel anzupassen. Derzeit bekommt der Wald die volle Härte des Klimawandels zu spüren. Bei der Zukunft des Waldes geht es natürlich auch um Klimaschutz, denn der Wald ist ein bedeutender CO2-Speicher. Geschädigte Bäume speichern weniger CO2 als gesunde Bäume. 

Reichen diese Maßnahmen aus? Kann dies zum gewünschten ökologischen Zusatznutzen führen? Was  aber machen? Wäre es besser anstatt dem geplanten Wiederaufforstungsprogramm lieber dem Wald eine gewisse Zeit zuzugestehen, in der er sich selbst überlassen wird und Selbstheilungskräfte entwickeln muss? 

Ein Dilemma was uns nachdenklich und traurig stimmt. Dem Wald kommt eine hohe Bedeutung als Erholungsraum zu, ihn zu schützen und zu heilen ist für uns Wandersüchtige ein Herzensanliegen. Hier geht es zum Waldzustandsbericht 2020

Statement von Bundeswaldministerin Julia Klöckner / 24.02.2020: 

"Der Kronenzustand ist wie ein Fieberthermometer – er zeigt an, wie es den Bäumen geht. Die Waldzustandserhebung zeigt: Unsere Wälder sind krank. Wer im Wald unterwegs ist, der sieht die massiven Schäden, die Bilder großflächig abgestorbener Wälder haben sich bei vielen eingebrannt. Umso wichtiger, dass wir als Ministerium früh und entschlossen gehandelt haben: Mit dem größten Unterstützungsprogramm der Geschichte – insgesamt 1,5 Milliarden Euro stehen zur Verfügung. Wir helfen den Waldbesitzern und Forstwirten effektiv, unkompliziert und schnell, Schäden zu räumen, neue resiliente und standortangepasste Bäume zu pflanzen, die Wälder weiter umzubauen und damit besser an den Klimawandel anzupassen. Damit werden wir unserer Verantwortung für den Wald und die kommenden Generationen gerecht. Denn wir brauchen unsere Bäume und Wälder in Deutschland: Als Klimaschützer, Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora, Luft- und Wasserreiniger, CO2-Speicher, Arbeitgeber oder zur Erholung für uns Menschen. Uns ist es gelungen, passgenaue Hilfsprogramme aufzulegen: Die Mittel fließen sehr gut ab und kommen zielgenau dort an, wo sie gebraucht werden."

Mitschnitt der Pressekonferenz am 24.02.21:

Quelle: Daten, Abbildungen und Fakten aus der Waldzustandserhebung 2020 des BMEL sowie der damit verbundenen Pressemitteilung; Video - youtube.de; Bilder: wandersüchtig.de

Alexander B.

"Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen"

Viel Spaß mit unseren Berichten