Nachhaltigkeit in der Outdoorindustrie - Per- und polyfluorierte Chemikalie (PFC)

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Nachhaltigkeit in der Outdoorindustrie - Per- und polyfluorierte Chemikalie (PFC) by Jenny L.

Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC)

Auf der diesjährigen ISPO wurde die Materie Nachhaltigkeit und Umwelt thematisiert. Unser Team von „wandersüchtig“ möchte dieses Problem verstärkt aufgreifen, weil unsere Leidenschaft – Wandern und Erkunden der Natur - Freude bereitet und auch so bleiben soll. Mit nachhaltig produzierter Kleidung machen wir einen kleinen Schritt in einer großen Sache.  Die Outdoorbekleidung ist im Bereich der Funktionalität bereits enorm ausgereift, so dass keine immensen technologischen Sprünge mehr zu erwarten sind. Aus diesem Grund kann und sollte man zukünftig in die Kaufentscheidung mit einbeziehen, welche Chemikalien in der neuen Anschaffung mit verarbeitet sind. Wir wollen das Bewusstsein schärfen und deutlich machen, wie monumental sich die bisherige Outdoorkleidung auf die Umwelt auswirkt und sie schädigt – gleichzeitig aber eine gelungene Alternative vorstellen, die der Markt nun erhobenen Hauptes vorzuweisen hat.

Was sind PFCs und wo werden sie eingesetzt?

PFC steht für per- & polyfluorierte Chemikalien, diese bestehen aus hochstabilen Flour-Kohlenstoffverbindungen. Dank ihrer vielseitigen Beschaffenheit – fett-, wasser- und schmutzabweisend,  chemische und thermische Stabilität – werden diese Chemikalien vielfach eingesetzt, auch in der Outdoorindustrie, denn wasser- und schmutzabweisende Funktionsbekleidung zu haben ist fast schon ein „MUST-HAVE“. Um den Imprägnierschutz auch nach mehrmaligem Waschen zu bewahren, bieten die Bekleidungshersteller PFC-haltige Imprägnierwaschmittel an, die dazu beitragen, dass diese Eigenschaften in den Textilien über längere Zeit erhalten bleiben.

Ein weiterer Industriezweig, der verstärkt auf PFC setzt, ist die Lebensmittelverpackungsindustrie. Egal ob Pizzakartons oder Pappe - beides wird mit PFC behandelt um eine fettabweisende Schicht zu erzeugen. Da unsere Teppiche und Stoffe auch einen Schutz gegen Schmutz und Dreck benötigen, wird auch in diesem Umfeld PFC eingesetzt.

Das sind bereits drei große Bereiche in denen PFC verwendet und  dadurch in der Umwelt verbreitet wird:

-    Outdoorindustrie
-    Lebensmittelverpackungsindustrie
-    Möbelindustrie

Wir werden somit tagtäglich unbewusst mit PFC konfrontiert - und doch wissen wir viel zu wenig über die langfristigen Auswirkungen dieser gefährlichen Chemikalien. Aufgrund ihrer hochstabilen Flour-Kohlenstoffverbindungen bleiben diese Chemikalien über einen äußerst langen Zeitraum hinweg in der Umwelt und können sich zu allem Überfluss immer mehr anreichern.

Welche Folgen haben PFCs?

So sollten wir uns die Frage stellen, ob und wie gefährlich PFCs für den Menschen sind.  Zum größten Teil nehmen wir PFC über kontaminiertes Trinkwasser oder über Nahrungsmittel auf. Enorm bedenklich ist daher deren Weitergabe von der Mutter zum Kind während der Stillzeit oder SchwangerschaftLangzeitstudien mit Ratten und Mäusen ergaben, dass die bekanntesten PFC-Vertreter - PFOS und PFOA - die Entstehung von Leberkrebs und anderen Tumoren fördern, Hormonstörungen verursachen und bei Frauen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann.

Kürzerkettige C6-PFC-Verbindungen, die von Marken verstärkt eingesetzt und als „sicher“ deklariert werden, sind im Gegensatz zu langkettigen C8-PFCs noch wasserlöslicher und geraten dadurch erst Recht in unser Trinkwasser bzw. in die Umwelt. Hierzu fehlen jedoch Langzeitstudien, was nicht garantiert, dass C6-PFCs deshalb sicherer als C8-Verbindungen sind.

Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) lässt derzeit Untersuchungen zu mehreren C6-Verbindungen durchführen und sie auf deren Sicherheit für die Umwelt und menschliche Gesundheit untersuchen. Wo also viele Outdoor-Bekleidungshersteller den Endverbraucher „beruhigen“ wollen, C6 sei „sicher“ oder sogar „umweltfreundlich“: Greenpeace und das UBA sagen ganz klar „NEIN!“.

PFC -freie Outdoorkleidung

Doch woran erkenne ich PFC-freie Kleidung? Grundsätzlich gilt, dass die Industrie nicht verpflichtet ist, dies auf dem Etikett zu kennzeichnen. In einem Test der Organisation Greenpeace wird deutlich, dass viele namhafte Outdoor-Marken in ihren Jacken, Hosen, Schuhen und Handschuhen Membranen auf PTFE (Polytetrafluorethylen) einsetzen. Jacken werden zum Großteil mit o.g. PFC-haltigen Imprägnierungen ab Werk ausgerüstet. Aber auch firmeneigene Membranen anderer Hersteller wurden als fluorhaltig getestet. So war leicht erkennbar, dass umwelt- und gesundheitsgefährdende Chemikalien eingesetzt wurden. Besondere Vorsicht sei trotzdem auch bei Outdoorbekleidung geboten, die ausdrücklich als PFC-frei deklariert ist. Auch hier zeigte sich, dass zum Beispiel eine als PFC-frei gekennzeichnete Jacke eines schwedischen Herstellers geringe Mengen an Fluorchemie enthielt. Dies kann eine ganz einfache Erklärung haben: Obwohl diese Jacke beim Hersteller mit einer PFC-freien Imprägnierung ausgerüstet wurde, können die im Test gefundenen Spuren von Fluorchemikalien von einer früheren Produktion im selben Werk stammen.

Dennoch gilt: ob bei seiner bevorzugten Outdoormarke eine PFC-freie Herstellung gewährleistet werden kann, erfragt man direkt beim Hersteller. Und nur wenn wir Endverbraucher bei den Outdoormarken Druck machen, wird schneller etwas passieren. Auf diesem Link kann man erfahren, wie man sich bei seiner Lieblingsmarke am besten erkundigt: http://detox-outdoor.org/de-DE/quests/

Greenpeace hat übrigens gerade eine Kampagne gestartet und uns Endkonsumenten gefragt, welche Outdoorprodukte auf PFCs getestet werden sollen. 40 Lieblingsprodukte sollten getestet werden, und jeder konnte hier mit abstimmen. Die Ergebnisse darüber, was schlussendlich getestet wird, findet Ihr hier:

http://detox-outdoor.org/?utm_source=email&utm_medium=campaign&utm_term=detox,winners,GPI%20Email&utm_campaign=Detox&__surl__=Ig28p&__ots__=1446143297188&__step__=1

Wir sind gespannt auf die Resultate... Fortsetzung folgt!! Mit dem Kauf von PFC-freier Outdoorbekleidung können auch wir dazu beitragen, dass der Umwelt weniger Schaden hinzugefügt wird, als es ohnehin schon passiert. Es ist nie zu spät was zu ändern, man muss nur rechtzeitig damit beginnen.

PFC-freie Outdoorkleidung von uns getestet

Gibt es bereits Hersteller, die nachhaltig und PFC-frei produzieren? Páramo aus England ist so eine Marke. Sie hat sich dies zur Aufgabe gemacht und eine neue Ära von Outdoorbekleidung ohne PFC geschaffen. Raffiniertes Design wurde mit der von Nikwax entwickelten und getesteten Textiltechnologie „Nikwax Analogy“ kombiniert. Auf dieser Basis entstand eine kompromisslose und wasserfeste Outdoor-Bekleidungslinie, der hohe ethische und umweltverantwortliche Grundsätze zugrunde liegen. Die gesamte Kollektion ist nicht nur PFC-frei, sie wird nämlich ohne wasserdichte Membran oder Tapes hergestellt, ist recycelbar, lässt sich mit Nadel & Faden ganz einfach reparieren und kann immer und immer wieder mit den PFC-freien Produkten ihrer Schwesterfirma Nikwax nachimprägniert werden. Darüber hinaus wird die gesamte Kollektion in einer gemeinnützigen Stiftung in Kolumbien hergestellt (mehr unter: paramo-clothing.de).

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Wir werden die ersten Jacken von Páramo die nächsten Wochen für Euch testen und anschließend darüber berichten, inwieweit PFC-freie Jacken funktionell und qualitativ mit aktuellen Herstellern vergleichbar sind. Wenn aber Greenpeace auf ihrer jüngsten Expedition in entfernte Bergregionen unter anderem auch Páramo-Bekleidung trug und sie auch auf über 5.000 Höhenmeter für gut befunden hat, dann ist das ja schon mal ganz schön aussagekräftig!  Auch zahlreiche britische Bergrettungsmannschaften schwören auf Páramo, ebenso wie das Polarforschungsteam „British Antarctic Survey“ – eine gute Referenz, finden wir!

Ihr seht, der Outdoormarkt befindet sich im Wandel. Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein erhalten eine viel größere Bedeutung als noch vor einigen Jahren, wo Outdoorkleidung meist als reiner Modeartikel gekauft wurde. Wir werden auch weiterhin euch darüber informieren! Ihr könnt somit gespannt sein! Wer gerne weitere Informationen zu dem Thema PFC haben möchte. Unter folgenden Links kann einiges nachgelesen werden:

Greenpeace http://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20131212-greenpeace-outdoor-report-2013.pdf

Und dieser Greenpeacebericht wurde erst vor kurzem veröffentlicht http://www.greenpeace.org/austria/de/multimedia/Publikationen/dokumente/Chemie-in-unberuhrter-Natur/

Umweltbundesamt http://www.umweltbundesamt.de/themen/versteckte-gefahr-pfc-in-outdoor-kleidung

Jenny L.

Ich bin seit mehreren Jahren im Kletterpark in der fränkischen Schweiz tätig und war schon immer sehr aktiv unterwegs gewesen - ganz nach dem Motto "outdoor ist die Lust, das unbekannte zum Bekannten zu machen."

Viel Erfolg bei Euren Touren und Spaß, beim Lesen unserer Tourn-und Testberichte.