Niedersachsen - Landkreis Osnabrück - Melle im Familycheck
geschrieben von SebastianIm Januar 2020 breitete sich die Corona Pandemie (SARS-CoV-2) auch in Deutschland weiter aus und hatte für die Tourismusbranche drastische Folgen, so dass Auslandsaufenthalte vor allem in den Sommermonaten zum Teil nicht mehr möglich waren. Aufgrund dieser Umstände entdeckten jedoch viele Deutsche das eigene Land als „Urlaubsland“ für sich. Man muss nicht immer in die Ferne reisen denn Urlaub „daheim“ kann so schön sein und bietet ebenfalls viele Möglichkeiten – das galt jedenfalls für uns. Dabei ist nicht immer nur die Landschaft in den Regionen eine Reise wert, sondern auch die Städte an sich. So ging es in eine Region, welche man eigentlich so nicht als typische Urlaubsregion kennt oder auf seiner Prioritätenliste ganz oben hat. Ziel war die Stadt Melle, welche im Bundesland Niedersachsen liegt. Die Stadt Melle ist mit ihren knapp 50.000 Einwohnern die größte Stadt im Landkreis Osnabrück und flächenmäßig die drittgrößte Stadt Niedersachsens. Zudem liegt sie in der Mitte zwischen Osnabrück, Herford und Bielefeld in einer Tallage des Wiehengebirges im Norden und dem Teutoburger Wald im Süden. Melle hat acht Stadtteile Melle-Mitte, Gesmold, Oldendorf, Buer, Riemsloh, Neuenkrichen, Wellingholzhausen und Bruchmühlen und grenzt unmittelbar an das benachbarte Bundesland Nordrhein-Westfalen an. Erstmalig wurde Melle im Jahre 1169 urkundlich erwähnt und erhielt 1853 Stadtrechte. Melle bestand als Landkreis Melle mit 56 eigenständigen Gemeinden bis zur Gebietsreform im Jahre 1972 und wurde 1977 selbstständige Stadt. Im Jahr 2011 war Melle Austragungsort des Deutschen Wandertages. Seit je her gibt es jedes Jahr den „Meller Wandertag“. Die Stadt Melle bietet seinen Einwohnern und Gästen einen großen Erholungs- und Freizeitwert und das wollten wir selber ausprobieren ob Melle (er-)lebenswert ist. Das nachfolgende „Reisetagebuch“ zeigt eine kleine Auswahl an Freizeitaktivitäten, die man in Melle als Familie unternehmen kann, wobei es noch weit mehr Möglichkeiten gibt.
Tag 1: Wir suchten uns als Unterkunft den „Sonnenhof“ der Familie Kollmeyer aus. Es ist ein prächtiger, 280 Jahre alter Fachwerkhof ist, welcher eine besondere Atmosphäre bietet. Bei dem Hof handelt es sich um ein Islandpferdegestüt, das als Familienbetrieb geführt wird. Der Hof mit seinen knapp 200 Islandpferden ist nicht nur ein Wohlfühlparadies für Pferde, sondern auch für Menschen. Der Slogan „entspannen, ankommen, durchatmen“ trifft voll und ganz zu. Der Sonnenhof bietet Bed & Breakfast an. Der Charme des modernisierten ehemaligen Kuhstalls erfüllt den gesamten Gästebereich. Es gibt drei individuell gestaltete Zimmer mit dazugehörigen Bädern (2-Bett-Zimmer „Gaia“ / 3-Bett-Zimmer „Phönix“ / 4-Bett-Zimmer „Aquarius“). Den Gästen steht zudem eine einzigartige Diele mit Wohn-/Esszimmer, offenem Kücheneck, Fernseh-Empore, gemütlichen Kamin zur Verfügung. Die Gäste können zwischen einem kleinen oder großen Frühstück wählen. Wir hatten uns für die große Variante entschieden. Das Frühstück war gleich der perfekte Start in den Tag, da dieses immer frisch und mit regionalen Produkten zubereitet wurde. Das Frühstück war nicht nur ein Gaumen- sondern auch ein Augenschmaus, was immer anders und mit sehr viel Detailliebe angerichtet wurde.. Die schönen Außenanlagen des Sonnenhofes mit gemütlichen Sitzplätzen bieten zudem hervorragende Möglichkeiten den tollen Flair des Hofes sowie das Hofleben an sich zu erleben. Familie Kollmeyer und auch die Hofmitarbeiter sind super gastfreundlich. Der Aufenthalt wurde für uns wirklich zu einem Erlebnis mit großem Erholungswert. Nach Erkundung des Hofgeländes am Anreisetag ging es schließlich von Suttorf (Niedersachsen) aus mit dem Fahrrad in den 2,5 km entfernten Ort Theenhausen (Nordrhein-Westfalen) in Wietes Wirtshaus mit tollen Biergarten (Öffnungszeiten: Di. bis Sa. 18 – 01 Uhr, So. 17 – 01 Uhr, Dienstag Tapas Tag sehr zu empfehlen, Sonntag Brunch nach Vereinbarung). Neben der bundesländerübergreifenden „Grenzdurchfahrt“ gibt es auf ca. halber Strecke einen tollen Aussichtspunkt, an welchem man dank der Hinweistafel des Suttorfer „Suithorpa“ Bürgervereins auch nähere Information über die Entstehung von Suttorf erhält.
Tag 2: Hier ging es dann endlich auf Entdeckungstour in und um Melle. Ziel heute war der 7-Steine-Lehrpfad im Zwickenbachtal, welches am Rande der Meller Berge im schönen Osnabrücker Hügelland, Landkreis Osnabrück, liegt. An insgesamt vier Tafeln entlang des rund 4 km langen Naturerlebnispfades bekommt man anschauliche Informationen zum Zwickenbach. Im Gelände markieren zudem nummerierte Steine die Stationen des 7-Steine-Lehrpfades, zu denen man in einem separaten Faltblatt (Downloadlink: https://www.geopark-terravita.de/de/downloads) weitere Informationen erhält und Aufgaben zu lösen hat. Dies fanden z. B. unsere Kinder super spannend und waren voll und ganz bei der Sache. Der Zwickenbach trägt die Hauptlast an der Entwässerung der Meller Berge und führt es südwestlich zur Else hin ab, welche im Anschluss in die Weser mündet. Der Zusammenarbeit des Verschönerung- und Verkehrsvereins Melle-Mitte e. V. dem Gymnasium Melle den TerraVita Wanderen sowie weiteren Sponsoren ist es zu verdanken, dass dieser Pfad ins Leben gerufen wurde um die Flora und Fauna näher zu erkunden. Ausgangspunkt der Rundtour ist der Wanderparkplatz am Weberhaus (für das Navigationssystem: Parkplatz zur Diedrichsburg / Zwickenbach oder Anschrift Weberhaus 40, 49324 Melle). Die Meller Berge wurden durch Verschiebungen und Faltungen der Erdkruste besonders zerrüttet, sodass sich Bäche entlang der Brüche besonders gut in das weiche Gestein graben konnten. Die Wanderung ist dank der kurzen Strecke, der interaktiven Stationen und einem Höhenunterschied von nur 66 Höhenmetern auch die kleineren Wanderer bestens zu meistern. Wer alle Aufgaben des 7-Steine-Lernpfades meistern möchte, braucht Gummistiefel (wasserfeste Schuhe) oder ein Handtuch zum Abtrocknen der Füße, Zeichenblock mit Stift, Becherlupe und Pinsel sowie Pflanzenbestimmungsbücher. Die bekannteste und unter Artenschutz stehende Tierart im Zwickenbachtal ist der Feuersalamander, der hier seine Kinderstube hat. Diesen konnten wir zwar nicht persönlich entdecken, dafür jedoch eine Vielzahl von anderen Tieren.
Im Anschluss an die Wanderung ging es noch auf einen kurzen Abstecher zum Eisessen in die Innenstadt von Melle, wo wir auch das älteste Gebäude der Stadt, die „Alte Posthalterei“, welche im Jahre 1644 erbaut wurde von außen besichtigten.
Tag 3: Heute wurden die Wanderschuhe mal an den Nagel gehangen und es ging per Drahtesel auf Entdeckungstour rund um Melle und zwar auf den Radweg M4 – Rundweg Neuenkirchen. Start unserer Fahrradtour war der Ortsteil Schiplage – St. Annen und dort im Bereich der Pfarrkirche St. Anna (St. Annen), welche im Jahre 1505 als Wallfahrtskirche erbaut wurde. Eine Besonderheit der Kirche sind die Wand- und Gewölbemalereien, die aus der allerersten Zeit um 1510/20 stammen, sowie die alte schöne Kanzel (1625) die aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges stammt. Nach der Kirchenbesichtigung ging es direkt auf den gut ausgeschilderten Radweg. Nach kurzer Zeit passieren wir die Radler Rast des Pferdehofes Hagemann – Krystosek, an welcher der Radler dank Selbstbedienungsautomaten rundum mit Warm-/Kaltgetränken, Eis etc. versorgt wird. Es besteht hier weiter die Möglichkeit sog. HK-Päds käuflich zu erwerben, aber hier findet mal selber heraus, um was es sich hierbei handelt J. In die Radler-Rast kehren wir jedoch am Ende unserer Tour nochmal ein, da diese zu nah von unserem Startpunkt liegt um schon so ausgiebig zu rasten. Nächstes Highlight der Tour ist das Schloss Königsbruck im Tal der Warmenau. Ursprung des Schlosses war vor über 900 Jahren, welches zu Beginn als Wehranlage errichtet wurde. Im 17. Jahrhundert wurde das Schloss zu einer Wohnanlage umgebaut und Anfang des 18. Jahrhunderts im Stile der Weserrenaissance zu einer Vierflügelanlage mit Turm ausgebaut. Erhalten geblieben ist das von einem dreifachen Burggrabensystem umgebene, über Brücken und ein Barockportal erreichbare Haupthaus mit Andeutung des einstigen Westflügels. Das Schloss befindet sich in Privatbesitz und wird für kirchliche bzw. kulturelle Anlässe genutzt. Nach dem 2. Weltkrieg bot das Schloss zahlreichen Heimatvertriebenen oder wohnungslos gewordenen Menschen jahrzehntelang Unterkunft. Wer noch etwas Zeit und Kraft hat kann auch einen Abstecher jedoch abseits der Route zum Gut Warmenau, dem Gut Sondermühlen (Wasserburg) sowie zur Westhoyeler Wallholländer Windmühle unternehmen. Die Mühle wurde 1870 erbaut und bis etwa 1920 mit Windkraft und danach mit verschiedenen Motoren betrieben. In den Jahren 1985 bis 1990 wurde sie durch den gegründeten Verein zur Erhaltung und Restaurierung der Westhoyeler Windmühle mühevoll und vor allem durch sehr viele ehrenamtliche Initiativen restauriert und wieder in Betrieb genommen. Mit einer Gesamtlänge von 21,4 km und einem Höhenunterschied von 180 m konnte die Radtour auch durch unsere kleinen Mitradler bestens bewältigt werden. Wenn Straßen befahren werden, handelt es sich hier um Straßen die sehr wenig befahren sind. Ein Tipp von uns wäre die Tour auf einen Samstag zu legen, da hier die direkt vor der Kirche St. Anna befindlichen Seifenmanufaktur St. Annen ihren Laden in der Zeit von 10 – 17 Uhr geöffnet hat. Näheres über die Seifenmanufaktur könnt ihr unter Tag 7 lesen, da wir diese hier näher inspiziert haben.
Tag 4: An Tag 4 stand wieder eine Wanderung auf dem Programm, und zwar der Drei-Türme-Wanderweg in den Meller Bergen. Hier wählt man als Startpunkt für die Wanderung am besten den Wanderparkplatz „Friedenshöhe“ im Ortsteil Buer der Stadt Melle (für das Navigationssystem: Friedenshöheweg 53, 49328 Melle). Nach einem kurzen Aufstieg erreichen wir den ersten Turm auf der Friedenshöhe und zwar den Klimaturm (aus Holz erbaut, Höhe 28,6 m, 140 Stufen). Im Jahr 1884 wurde ein 12m hoher Holzturm mit Schutzhütte errichtet, und erhält den Namen „Friedenshöhe“, welcher sich auf den Friedensvertrag zwischen Frankreich und Deutschland vom 10. Mai 1871 bezieht. 1928 musste der Turm jedoch abgerissen werden da dieser morsch war. 1988 wird der Turm dank vieler ortsansässigen Firmen und der British Royal Airforce, die Bauelemente aus der Luft einflog, errichtet und im Jahr 2014 wieder komplett saniert wurde. Im Jahr 2015 erfolgte die Eröffnung des hier befindlichen Lernstandortes „Klimaturm Melle-Buer“. Hier soll das Bewusstsein der Besucher für den Klimaschutz geschaffen werden und sie zudem informiert, motiviert und aktiviert werden. Weiter erhält der Besucher Hinweise wie man sich selbst aktiv in den Klimaschutz einbringen kann. Was unseren Kindern am Klimaturm besonders gut gefallen hat war die interaktive Gestaltung an den Informationsstationen mit dem Mobiltelefon in Form des KlimaKing-Quiz per QR-Code oder auch der Klimaturm-App (http://www.klimaturm.de/der-klimaturm/klimaschutz-im-fokus/). Vom Turm aus eröffnet sich den Besuchern ein grandioses Panorama über die Meller Berge, in den östlichen Teil des Landkreis Osnabrück auf Buer und das Wiehengebirge sowie ungewohnte Fernsichten über die Elseniederung zu den Bergzügen des Teutoburger Waldes im Süden. Auch der zweite Turm, welcher auf der Ottoshöhe, einer Anhöhe auf der sog. Eickener Egge auf ca. 200 m ü. NN Höhe errichtet wurde (aus Stahl erbaut, Höhe 28,5 m, 126 Stufen) bietet tolle Ausblicke auf die Stadt Melle und bei gutem Wetter eine Fernsicht von weit über 20 km, etwa bis nach Osnabrück, Bielefeld, zur Porta Westfalica oder bis zum Kraftwerk Ibbenbüren. Der Turm wurde bereits viermal neu errichtet (1895, 1924, 1967 und 2008). Besonderheit an diesem Turm sind die 7 kerzengerade gewachsenen, 30 m langen Douglasienstämme als tragende Konstruktion. Diese Douglasien sind nicht einmal 1 km vom Standort des Turmes, in den Forsten des Gutes Ostenwalde gewachsen. Der letzte und dritte Turm (erbaut aus Stein, Höhe 26 m) der Tour liegt in Mitten des Wildparks in den Meller Berge, auf einem ca. 300 m langen und 125 m breiten Bergrücken und erhebt sich majestätisch und wuchtig zugleich – 220 m über NN – an der Diedrichsburg, die 1860 fertiggestellt wurde. Neben der Möglichkeit für eine Rast in die Burggaststätte „Maximilian´s Restaurant“ einzukehren, kann man auch der Aussichtsplattform des Burgturms einen Besuch abstatten. Im Turm gibt es zudem eine lehrreiche Ausstellung mit dem Thema „unser Wald“. Der Wildpark drum herum ist im Privatbesitz der Familie von Vincke, Schloss Ostenwald, die das Gelände der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung stellt. Das Gehege ist Teil des Natur- und UNESO Geoparks TERRA.vita. Hier gibt es eine große Anzahl von Schwarzwild. Wir durften neben dem Wanderweg Frischlinge begutachten. Zum Glück sind die Tiere Menschen gewöhnt und wir konnten einfach passieren. Im Park selber sind Hunde/Pferde nicht erlaubt und die Öffnungszeiten folgende: 01.04. - 30.09. täglich ab 10 Uhr bis zur Dämmerung, Zugang zum Wildpark für Fußgänger über Nord-, Ost- oder Westtor / 01.10. – 31.03. Sa., So. und Feiertags ab 10 Uhr bis zur Dämmerung, Zugang nur über das Fußgängertor am Nord- und Westtor möglich. Von hier ging es dann auch wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Ein wirklich gelungener und schöner Rundwanderweg mit tierischen Begegnungen. Aufgrund der Streckenlänge von 11,4 km und 178 hm sollte man gerade wenn man mit Kindern unterwegs, ist etwas Zeit einplanen. Einzige Einkehrmöglichkeit während der Wanderung ist Maximilians Restaurant in der Diedrichsburg (bei geplanter Einkehr Öffnungszeiten beachten). An der Diedrichsburg gibt es auch für die Kleinen einen schönen und schattigen Spielplatz. Im Anschluss an die Wanderung ging es zur Abkühlung noch für einen Abstecher in das Grönegau-Wellenbad. Zum kulinarischen Abschluss ging es zum Abendessen in das urige Ausflugsrestaurant „Weberhaus“ (Öffnungszeiten: Mi-Fr. ab 17 Uhr, Sa. & So. ab 12 Uhr, Mo. & Di. Ruhetag), welches im Blockhaus Stil errichtet wurde. Hier gibt es neben leckeren Essen auch eine super Atmosphäre in ruhiger schöner Lage. Dank bayerischen Bier fühlten wir uns hier auch gleich heimisch.
Tag 5: Während die Familie einen Badestopp am Campingplatz Ludwigsee im Grönegau-Park einlegte, hieß es für den Papa mit dem Fahrrad den Radrundweg M6 – Oldendorf/Gesmold erkunden. Der M6 Radweg führt durch den Grönegau zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald, vorbei an alten Mühlen, Naturdenkmälern, Kapellen/Kirchen sowie Blüh-/Streuobstwiesen. Kurz hinter Oldendorf passiert der Weg den Grönegausee, ein Angelgewässer, in dem laut einer lokalen Legende ein Ungeheuer haust: ein gigantischer Wels, den noch kein glaubwürdiger Zeuge gesehen hat – es gibt bloß Anglerlatein darüber. Weiter kann man nicht unweit der Tour auch einen kurzen Abstecher zu einer der beiden Sternwarten von Melle machen. In der EXPO-Sternwarte Melle (Öffnungszeiten nach Vereinbarung) befindet sich das lichtstärkste Newton-Amateurteleskop (1,12 m Durchmesser) der Welt. Die zweite Sternwarte des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück (Öffnungszeiten nur bei klaren Sternenhimmel, außer im Juni und Juli – Samstags ab Einbruch der Dunkelheit, im Winterhalbjahr ab 20 Uhr) auf dem Oldendorfer Berg besitzt das größte Fernrohr Niedersachsens (60 cm Durchmesser). Hier sei angemerkt, dass Melle die einzigste Stadt Deutschlands ist, welche über zwei Sternwarten verfügt. Zudem kann man abseits der Tour auch das Wasserschloss Schelenburg besuchen, ein Renaissancebauwerk, welches auf mehr als 1000 Eichenpfählen steht, die in den nassen Untergrund gerammt wurden. Hauptattraktion der Tour ist jedoch die Bifurkation. Hier teilt sich der Fluss „Hase“ in zwei Arme. Und zwar läuft er einmal als „Hase“ nach Nordwesten weiter Richtung „Ems“ und der zweite Arm als „Else“ in Richtung Osten in Richtung „Weser“. Neben vielen Informationstafeln rund um die Bifurkation und Mitmachstationen zum Thema-Wasser, sowie einer Aussichtsplattform gibt es auch die Möglichkeit seine Füße abzukühlen. Eine Bifurkation ist ein äußerst seltenes Naturphänomen, für das es nicht einmal einen deutschen Namen gibt. Der Wasserspielplatz eignet sich aber prima für eine Erkundung mit den Kindern, was wir dann auch noch nachgeholt haben. Zweites Highlight der Tour war das beeindruckende Wasserschloss Gesmold, eine zweiflügelige Renaissance-Anlage mit einem Wohn- und Fliehturm aus dem 13. Jahrhundert. Der Schlosswald steht Spaziergängern offen, die Gärten und das privat genutzte Schloss hingegen lassen sich nur von außen betrachten. Das Schloss erhielt sein barockes Aussehen im 17./18 Jahrhundert, doch seine Ursprünge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Von einer wehrhaften Verteidigungsanlage entwickelte es sich zu einer repräsentativen barocken Residenz. Mit einer Gesamtlänge von 30,7 km und 191 Höhenmetern ist die Tour eher für Erwachsene oder auch für Familien mit größeren Kindern geeignet.
Tag 6: Aufgrund der Lage der Stadt Melle mussten wir dem Landkreis Osnabrück doch für einen Tag untreu werden, um einen Abstecher an die Nordsee, um genau zu sein auf die Insel Norderney, zu unternehmen. Für uns Bayern, die „nur ein Meer aus Bergen“ haben und wir geografisch zur Nordsee einiges an Anfahrt hätten, mussten wir diese Gelegenheit einfach nutzen. Vom Norddeich setzten wir mit der Fähre der Reederei Frisia und mit den Fahrrädern bewaffnet auf die Insel Norderney über. Neben der Besteigung des höchsten Bauwerk der Insel dem Leuchtturm (Höhe 54,6m, Stufen 252) stand natürlich auch ein ausgiebiges Sonnen-Meerbaden am Strand an der Weißen Düne auf dem Programm. Im Anschluss erkundeten wir noch die Strandpromenade.
Tag 7: An unserem letzten Tag in Melle besuchten wir die Seifenmanufaktur St. Annen, welche vom Ehepaar Britta Heidland und Oliver Rautenberg betrieben wird. Für die Größe der kleinen Manufaktur ist die Auswahl in dem neben der Manufaktur befindlichen kleinen Laden, mehr als beachtlich. Der Laden ist sehr liebevoll eingerichtet und wird von den leidenschaftlichen Inhabern selber betrieben. Von Oliver erfuhren wir alles rund um die Herstellung und die verschiedensten Arten von Seifen. Hier werden die Seifen noch von Hand geschöpft und es entstehen tolle ökologische und naturreine Seifenprodukte mit modernen Einflüssen. Der Laden befindet sich direkt am Zugang zur Wallfahrtskirche St. Annen, welcher immer Samstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet hat, und ist definitiv einen Besuch wert. Die Seifenmanufaktur lässt sich super mit der Radtour von Tag 3 (siehe oben) kombinieren. Im Anschluss ging es in das Automuseum Melle (Öffnungszeiten: Montag geschlossen, Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr). Untergebracht ist das Museum in einem ehemaligen Fabrikgebäude das unter Denkmalschutz steht. Hier können die Besucher die Geschichte der Automobile auf einer Fläche von über 3000 m² auf drei Stockwerken mit über 200 Exponaten hautnah erleben. Der Slogan „Garage der Erinnerung" trifft voll und ganz zu. Das besondere dieses Museums ist, dass alle Automodelle fahrbereit und regelmäßig von ihrem Besitzer auch genutzt werden. Viele Leihgeber haben dafür ihre besten Schätze zur Verfügung gestellt. Trifft man einen der ehrenamtlichen Mitarbeiter erzählt dieser sicher gern die Geschichte zu einigen der Exemplare. Halbjährlich werden die Exponate wieder gegen neue Fahrzeuge ausgetauscht, so dass auch Wiederholungsbesucher immer wieder Neues entdecken können. Im Museum gibt es auch weitere Highlights wie z. B. Motorräder, Roller sowie eine Flugzeug-/Kinderwagen-Sammlung. Empfehlenswert sind auch die selbstgemachten Kuchen in dem kleinen Museums-Café. Organisiert ist das Automuseum in Form einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Sie hat 27 gleichberechtigte Gesellschafter, einer davon ist die Stadt Melle. Das Museum hat ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter. Nach einer nochmaligen Abkühlung im Grönegau Wellenbad, schlenderten wir noch am „Schnäppchen-Tag" durch die Meller Fußgängerzone in de Innenstadt. Den sog. „Schnäppchen-Tag“ gibt es in Melle schon mehr als 20 Jahre. Hier bieten die Meller Einzelhändler zum Abschluss der Sommersaison eine Vielzahl von Schnäppchen, Restposten und aktuelle Angebote zu günstigen Preisen an. Zum Abschluss ging es zum Essen in das in der Meller Innenstadt gelegenen Restaurant „Die Knolle – das urige Kartoffelhaus“. Wie der Name verrät dreht sich hier viel um die Kartoffel in verschiedensten Variationen. Wer zeitig da ist, kann um 18 Uhr auch noch das tolle Glockenspiel mit 37 Glocken auf dem Dach des historischen Rathauses live miterleben.
FAZIT: Nachdem uns unsere Kinder bereits auf dem Rückweg fragten, wann wir wieder nach Melle fahren war uns klar, das war nicht die letzte Reise dieser Art nach Melle. Eine tolle ruhige Landschaft, in welcher Klein als auch Groß voll und ganz auf seine Kosten kommt. Es hat sich wieder gezeigt, dass auch Deutschland tolle Ecken hat, welche es sich lohnt zu erkunden. Und wer es liebt fernab von Touristenströmen immer gern etwas anderes auszuprobieren, für den ist Melle vielleicht ein Geheimtipp.
Weitere Informationen
- Route Aufstieg: Reiseverlauf siehe Artikel
- Route Abstieg: Reiseverlauf siehe Artikel
- Dauer für Aufstieg: 1 Stunde
- Dauer für Abstieg: 1 Stunde
- Ziel Höhe / Gipfel: -
- Höhenmeter: -
- Schwierigkeitsgrad: sehr leicht
- Empfohlende Wandermonate: Januar - Dezember
- Klettersteig: nein
- Sehenswürdigkeiten: siehe Reisebericht
- Einkehrmöglichkeit: siehe Reisebericht
- Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
- Trittsicherheit: nicht erforderlich
- Schwindelfrei: nicht erforderlich
- Wanderkarte: -
- Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
-
Hinweis:
Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.
Sebastian
Was zunächst mit einer gewissen Skepsis begann, da es immer hieß Wandern ist etwas für ältere Leute, schlug ganz schnell in eine große Leidenschaft um und gipfelte letztendlich in einer Sucht. Mit meinen Berichten möchte ich euch helfen diese lebenslängliche Krankheit so gut wie möglich zu überstehen und die Symptome etwas zu lindern.